Skip to main content

W22: "Angenommen, es gäbe ein Wundermittel ..." - Die Changers Intervention für Kids und Teens

Angenommen es gäbe ein Wundermittel, mit dem wir unsere jungen Klient:innen und sie sich selber dabei unterstützen könnten spielerisch und leichter ihre Ziele zu erreichen …
Und angenommen dieses Präparat hätte ausschließlich positive Haupt-, Neben- und Langzeitwirkungen …
Und angenommen es wäre individuell auf die Situation Deiner jungen Klient:in zugeschnitten …

Würdest Du es in Deiner Praxis einsetzen?

Es gibt dieses Wundermittel, ein reales Wundermittel: Die Changers-Intervention.
Die „Changers“ wurden 2019 als individualisierte Open-Label-Placebo Intervention von Dipl.-Psych. Frederic Linßen entwickelt. Die Intervention macht sich insbesondere – aber nicht nur – den Wirkfaktor der Erwartung zunutze. Die Wirksamkeit von Psychotherapie ist maßgeblich von der Erwartung der Patient:in zum Therapieerfolg determiniert. Lambert postulierte bereits vor dreißig Jahren, dass 15% der Wirksamkeit von Psychotherapie auf Erwartungsfaktoren zurückzuführen seien (Lambert, 1992). Darüber hinaus liefert das sich dynamisch entwickelnde Feld der Placeboforschung eine wachsende Anzahl an Befunden, dass auch offen verabreichte Placebos eine ähnlich gute Wirksamkeit haben, wie verdeckt verabreichte, siehe Spilles Metaanalyse zu Open-Label-Placebos (OLP) (Spille et al., 2023). Die Erkenntnisse zu OLP ermöglichen es Therapeut:innen und Berater:innen den Placeboeffekt zu nutzen und Placebos offen und im informierten Einverständnis mit Ihren Patient:innen zu verabreichen.

Changers sind ein maßgeschneidertes, arzneiähnliches, psychologisch wirksames Präparat. Sie sind ein individualisiertes und bildunterstütztes Autosuggestivum, bzw. wissenschaftlicher ausgedrückt: ein individualisiertes Open-Label-Placebo (OLP).

Beim Erarbeiten der Changers wandeln Klient:innen ihre Ziele und Ressourcen in ein Bild um. Dieses Bild wird auf 2,5cm große Oblaten gedruckt und in eine individuell beschriftete Medikamentendose verpackt, auf der neben dem individuellen Präparatnamen die intendierten Wirkungen sowie die ausschließlich positiven Neben- und Langzeitwirkungen stehen.

Ähnlich einem Medikament werden die Changers regelmäßig, ritualisiert eingenommen, womit die Klient:innen zwischen den Sitzungen – bewusst oder un(ter)bewusst – kontinuierlich an ihren Zielen weiterarbeiten.

Changers vereinen zahlreiche bekannte Wirkprinzipien, u.a.:
1. Erwartungseffekte
2. Suggestion und Autosuggestion
3. Visualisierung: motivierende Kraft positiver Bilder
4. Ritual: Einnahmeritual eines Heilmittels
5. Programmierung des Unterbewussten
6. 'smart' definierte Ziele
7. Humor / Kreativität
8. Erinnerungsfunktion (Ziele sind als Dose/Changers materialisiert)
9. Steigerung der Selbstwirksamkeit

Changers ermöglichen eine kreativ - humorvolle Veränderungsarbeit und nachhaltige Veränderungsprozesse. Beim Erarbeiten des Etiketts der Changers-Dose wird fast immer geschmunzelt oder gelacht, spätestens wenn über die möglichen Folgen einer unbeabsichtigten Überdosierung gesprochen wird.
Nachdem die Changers einige Jahre mit erwachsenen Klient:innen eingesetzt und in einer Studie der Uni Freiburg evaluiert wurden, setzen erste Praktiker:innen Changers auch mit jungen Klient:innen ein.

In diesem Workshop wirst Du
1. die Wirkprinzipien dieser Intervention theoretisch kennenlernen,
2. in einer Livedemonstration praktisch beobachten, wie die Changers-Intervention umgesetzt wird
3. Fallbeispiele aus der Praxis mit jungen Klient:innen hören
4. einen Ablauf zur Entwicklung der Changers-Intervention erhalten
5. praktisch einüben, wie Changers in das therapeutische Gespräch eingebaut werden können
6. Deine Erfahrungen und Erkenntnisse mit den Changers reflektieren